Interview mit Sina, der Gründerin vom Strolchfinder

Wir freuen uns, dir mit diesem Blogbeitrag unseren ersten Kooperationspartner ausführlich vorstellen zu können. Das Team hinter dem Strolchfinder will die Chancen der vielen Hunde in den Tierheimen auf die Vermittlung in ein liebevolles Für-immer-Zuhause erhöhen. Dabei stehen nicht Rasse oder aussehen im Fokus, sondern die inneren Werte. Hierfür hat die Plattform eigens den Strolchtest entwickelt, eine Persönlichkeitsanalyse, welche Charakterzüge, Verhaltens- und Aktivitätsprofil von Hund und Mensch erstellt und die besten Matches findet. wir lieben dieses Projekt, da so viel Herzblut und Weitblick in ihm stecken. Wir lassen Sina selbst zu Wort kommen und hoffen, du wirst ebenso begeistert sein, wie wir.

Hallo Sina. Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, mit uns ins Gespräch über dein Herzensprojekt zu kommen. Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, den Strolchfinder ins Leben zu rufen?

Angefangen hat es mit der Suche nach einem eigenen Hund, was ich ziemlich herausfordernd fand. Ich habe beinahe ein Jahr mit meinem Partner gesucht. Dabei musste ich mir zunächst die Frage stellen, was überhaupt der richtige Hund für uns ist. Wir haben uns viele Gedanken dazu gemacht, wie das neue Familienmitglied in unsere Familie passt und wie wir es integrieren können, sodass alle glücklich sind und wir eine harmonische Beziehung herstellen. Nachdem wir uns lange mit diesen Fragen beschäftigt haben, haben wir auch den passenden Hund gefunden. Das war auf jeden Fall Anreiz, darüber nachzudenken, wie andere Menschen das möglicherweise machen.
Mit Hund trifft man natürlich viele andere Hundebesitzer oder die, die es mal werden wollen. Aus den Gesprächen heraus wurde offensichtlich, dass es auch vielen anderen ging und geht, wie mir. Aber ich stellte auch fest, dass viele Menschen nur nach Rasse, Modeerscheinung oder Äusserlichkeiten gehen und dann einen Hund an der Leine haben, mit dem sie vielleicht gar nicht zurecht kommen. Ich habe mich dann gefragt, wie man das besser machen kann. Wie kann man Leute ausser durch Rassemerkmale dazu bewegen, den Hund zu finden, der wirklich zu ihnen und ihrer Lebenssituation passt? Wie kann man sie dazu animieren, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, ob überhaupt genug Zeit vorhanden und Platz in der Wohnung ist und man dazu beitragen kann, dass der Hund richtig ausgelastet ist? Warum nicht auch die Seelen, die in den Tierheimen auf ein liebevolles Zuhause warten, berücksichtigen, anstatt bei Züchtern zu suchen und damit vielleicht auch noch kriminellen Welpenhandel unterstützen? Also wie kann man das kombinieren, dass Leute auf Tierheimhunde aufmerksam werden und dann auch noch den Hund finden, der zu ihnen passt? Das war im Prinzip der Ausgangspunkt und um das alles genau zu analysieren, habe ich dann meine Bachelorarbeit zu dem Thema geschrieben. So ist eigentlich der Strolchfinder entstanden.

Ihr habt den Strolchtest entwickelt. Könnte man also sagen, dein eigener Werdegang war die Grundlage dafür?

Genau. Der Strolchtest ist aber ein bisschen umfangreicher. Einleitend werden einige psychologische Fragen gestellt, die auf dem ersten Blick nur bedingt etwas mit der Suche nach einem Hund zu tun haben und deshalb sogar ein wenig verwirrend wirken können. Aber um das Ganze nicht manipulieren zu können — man selbst schätzt sich ja doch immer ein bisschen anders ein, als es der Realität entspricht — ist dieser Teil gedacht. Der andere Teil beschäftigt sich dann mit konkreten Fragen zu der Lebenssituation der Suchenden. Insbesondere dieser Teil bietet jede Menge Gedankenstützen oder Anregungen, die der Hundesuchende vielleicht noch nicht bedacht hat. Ich habe schon mit so einigen Tierheimen gesprochen und die Abgabegründe sind zum Teil haarsträubend. Gesundheitliche Gründe des Menschen sind ja noch nachvollziehbar, aber weil der Hund zu viel frisst? Weil er zu gross geworden ist? Oder zu teuer? Deshalb sollte man sich schon 10–15 Minuten Zeit nehmen und den Test wirklich ehrlich und achtsam ausfüllen. Um zu vermeiden, dass der Test anschliessend wieder und wieder verändert wird, kann man ihn auch nur ein einziges Mal machen. Direkt im Anschluss erhält man dann die Vorschläge der Hunde, die am besten zu einem passen.

 “ALLE HUNDE WERDEN BEIM MATCHING GLEICH BERECHTIGT, EGAL OB ÄLTERE, ÄNGSTLICHE ODER MIT HANDICAP. DADURCH BEKOMMEN SIE DIE CHANCE GESEHEN ZU WERDEN.”

Bei der Auswahl des Hundes geht eine Sache nur allzu oft unter und das ist die Persönlichkeit des Hundes selbst. Viele Menschen entscheiden nach Optik und Rasse. Sie wollen einen perfekt dressierten Hund, der alle Kommandos sofort und fehlerfrei ausführt. Aber der Hund ist ein eigenständiges Lebewesen, das denkt und fühlt, Bedürfnisse und Wünsche hat. Daher reagiert er möglicherweise gänzlich anders auf die Erwartungen des Menschen. Darauf sollte man mit Empathie eingehen können.

Ja, denn oftmals stellt sich beim ersten gemeinsamen Gassigang heraus, dass man überhaupt nicht zurecht kommt, weil gar nicht hinterfragt wurde, welchen Charakter der Hund hat oder wie aktiv er ist. Schlimmstenfalls erkennt man das erst, nachdem man den Hund zu sich nach Hause geholt hat und er wieder zurück ins Tierheim muss, weil es nicht passt. Klar, muss man das Tier immer erst kennenlernen. Aber um solche Situationen zu vermeiden, werden mit dem Strolchtest Charakter und Wesen von Mensch und Tier analysiert und gematcht. Zusätzlich gibt es eine Reihe von Filtern, die man nachträglich setzen kann. Wie zum Beispiel Entfernung des Tierheims zum Wohnort, Grösse des Hundes oder Zusammenleben mit anderen Tieren etc. So kann es dann sein, dass man sich für den Hund mit einem 70%igen Match eher, als für den Hund mit 85% Übereinstimmung entscheidet. Dann kann man direkt mit dem Tierheim in Kontakt treten, in dem der Hund, den man gerne kennenlernen möchte, derzeit lebt.

Den Kontakt zu dem Tierheim stellt ihr also nicht selbst her, sondern die Person, die den Strolchtest gemacht hat?

Das stimmt. Man kann über die Nachrichtenfunktion der Plattform direkt mit dem Tierheim kommunizieren. Ausserdem stehen die Kontaktdaten der Tierheime in den Profilen der Hunde. So kann man ein Treffen vereinbaren und den Hund kennenlernen.

Eine Frage beschäftigt uns noch, wie werden ältere Hunde, Hunde mit Handicap oder mit einem offensichtlichen Trauma berücksichtigt?

Alle Tiere werden beim Matching gleich berechtigt. Die Tierheime erstellen die Beschreibungen ihrer Hunde selbst, weil sie sie einfach am besten kennen. Dabei werden diejenigen Hunde mit Handicap oder ältere ganz genauso beschrieben, wie alle anderen. Also nach Persönlichkeit, Charaktereigenschaften und Aktivität. Natürlich werden auch Alter, Grösse und das Handicap berücksichtigt. Für das Matching sind diese Angaben aber zunächst nicht entscheidend. Somit erscheinen diese Hunde ebenso in den Vorschlägen und haben dadurch eine Chance gesehen zu werden. Das betrifft selbstverständlich auch ängstliche Hunde, die sich sonst im Tierheim vor Besuchern verkriechen. Gerade im Vergleich zur unmittelbaren Suche im Tierheim ist das ein enormer Vorteil. Dort wird man in der Regel einem ganzem Rudel vorgestellt und einige Hunde kommen gleich voller Freude auf einen zugelaufen, springen an einem hoch oder verhalten sich besonders anschmiegsam. Da gehen die Hunde, die von solchen Situationen überfordert sind oder die aufgrund schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit die Flucht ergreifen, total unter. Wenn die Mitarbeiter im Tierheim dann nicht ausdrücklich darauf hinweisen, dass auch diese Hunde zur Auswahl stehen, bleiben sie leider gänzlich unberücksichtigt. Wir geben ihnen auf unserer Plattform eine Stimme. Die suchende Person kann in dem Moment für sich noch einmal reflektieren, ob sie wirklich einen Welpen möchte oder vielleicht auch einem alten Hund oder einem mit Handicap oder Ängsten ein liebevolles Zuhause bieten will.

 “ICH WÜNSCHE MIR, DASS WIR EINEN BEITRAG LEISTEN KÖNNEN FÜR EINE BESSERE UND HARMONISCHERE MENSCH-HUND-BEZIEHUNG.”

Es ist ganz wundervoll, mit welchem Weitblick ihr den Strolchfinder gestaltet habt! Kann sich denn jedes Tierheim bei euch bewerben?

Die Voraussetzung ist, dass die Tierheime und Tierschutzorganisationen eingetragene Vereine sind, die nach dem Tierschutzparagraphen arbeiten und uns diese Dokumente vorlegen können. Dann können sie sich auch schon registrieren und die Profile ihrer Hunde erstellen. Privatpersonen dürfen keine Hunde einstellen!

Ihr arbeitet auch mit Tierschutzorganisationen zusammen. Bedeutet das, dass künftig auch Hunde aus anderen Ländern berücksichtigt werden können?

Davon ist sowieso auszugehen, da bereits viele Tierheime mit Tierschutzorganisationen aus anderen Ländern zusammenarbeiten und regelmässig Tiere nach Deutschland bringen. Diese Situation finde ich sehr gut, weil die Tierheime die Tierschutzorganisationen, mit denen sie zusammenarbeiten, kennen und ihnen vertrauen.

Wie läuft die Vor- und Nachkontrolle ab? Seid ihr daran beteiligt oder ist das Sache des Tierheims?

Das liegt dann tatsächlich in der Hand des Tierheims. Sobald der Kontakt mit dem Tierheim hergestellt ist, ist unser Beitrag zur Vermittlung abgeschlossen. Wir würden uns total freuen, wenn wir danach Feedback erhalten und erfahren, wenn Hunde ein wundervolles Zuhause gefunden haben.

Was ist die Vision für den Strolchfinder?

Unser Ziel ist es, die Tierheime bei ihrer täglichen Arbeit und der Vermittlung nachhaltig zu unterstützen und zu entlasten. Wir wollen die Chance der im Tierheim lebenden Hunde auf eine erfolgreiche Vermittlung erhöhen. Darüber hinaus wollen wir die Menschen dafür sensibilisieren, dass sie den Kauf oder die Anschaffung eines Hundes nicht mal eben so beschliessen, sondern sich wirklich intensiv damit auseinandersetzen und das neue Familienmitglied auch als solches würdigen. Ich wünsche mir, dass wir einen Beitrag leisten können für eine bessere und harmonischere Mensch-Hund-Beziehung. Bestenfalls trägt das auch dazu bei, dass das Miteinander von Hundemenschen und Nichthundemenschen einfacher wird, weil die Menschen ihre Hunde dann besser kennen und lesen können. Ganz plakativ gesprochen hoffe ich, dass wir damit beitragen können, unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Vielen Dank Sina, für deine Zeit und das tolle Gespräch. Du hast uns so aus dem Herzen gesprochen. Alle Interaktionen zwischen Lebewesen sollten achtsam geschehen und ihr leistet mit dem Strolchfinder einen wundervollen und wichtigen Beitrag.

Schau gern auf der Website oder den Social-Media-Kanälen vorbei, wenn du mehr über den Strolchfinder erfahren möchtest.